• Home
  • Die Auswirkungen der neuen Finanzsysteme der BRICS+ auf den globalen Erdgasmarkt
Foto von Traxer auf Unsplash

Die Auswirkungen der neuen Finanzsysteme der BRICS+ auf den globalen Erdgasmarkt

Einsparungen von 30 bis 35 Milliarden pro Jahr möglich

Die BRICS+-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika und weitere assoziierte Länder) haben kürzlich begonnen, alternative Finanzsysteme zu etablieren, um internationale Transaktionen direkt in ihren eigenen Währungen abzuwickeln. Diese Entwicklung hat das Potenzial, den globalen Erdgasmarkt erheblich zu verändern und könnte weitreichende Auswirkungen auf die Erdgaspreise, -kosten sowie auf westliche Informationssysteme haben. In diesem Artikel werden wir die verschiedenen Aspekte dieser neuen Finanzsysteme untersuchen und deren möglichen Auswirkungen auf den Erdgasmarkt und die westliche Wirtschaft analysieren.

Die Entstehung neuer Finanzsysteme

Hintergrund und Motivation

Die Entscheidung der BRICS+-Staaten, neue Finanzsysteme zu etablieren, ist eine Reaktion auf die Dominanz des US-Dollars im internationalen Handel. Der US-Dollar fungierte über Jahrzehnte hinweg als Leitwährung für den globalen Handel, insbesondere im Energiesektor, was den USA erheblichen Einfluss auf die weltwirtschaftlichen Entwicklungen verschaffte. Finanztransaktionen weltweit wurden in der Regel über US-kontrollierte Banken und Finanzsysteme abgewickelt, was den USA nicht nur ökonomische Vorteile, sondern auch einen umfassenden Überblick über globale Handelsströme ermöglichte.

Ein wesentlicher Motivationsfaktor für die Etablierung neuer Finanzsysteme durch die BRICS+-Staaten ist die Verringerung ihrer Abhängigkeit vom US-Dollar und den westlichen Finanzinstitutionen. Diese Länder haben erkannt, dass die direkte Abwicklung von Transaktionen in ihren eigenen Währungen zahlreiche Vorteile bietet, darunter die Reduzierung von Wechselkursrisiken, niedrigere Transaktionskosten und eine grössere finanzielle Unabhängigkeit.

Technologische Grundlagen der neuen Systeme

Die neuen Finanzsysteme der BRICS+-Länder basieren auf modernen Technologien wie Blockchain und digitaler Währung. Diese Technologien ermöglichen es den Ländern, Transaktionen sicher, schnell und transparent abzuwickeln, ohne auf traditionelle Finanzinstitute angewiesen zu sein. Zudem bieten sie die Möglichkeit, Handelsdaten zu schützen und die Privatsphäre der beteiligten Akteure zu wahren, was in einem zunehmend digitalisierten globalen Umfeld von grosser Bedeutung ist.

Ein weiterer Vorteil dieser neuen Systeme ist die Möglichkeit, Smart Contracts zu nutzen. Diese selbstausführenden Verträge, die auf Blockchain-Technologie basieren, können automatisch Zahlungen abwickeln, sobald bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Dies reduziert nicht nur den Verwaltungsaufwand, sondern minimiert auch das Risiko von Zahlungsproblemen oder Streitigkeiten zwischen den Handelsparteien.

Auswirkungen auf den Erdgasmarkt

Direkte Zahlungen in Landeswährungen

Die Möglichkeit, Erdgasrechnungen direkt in den eigenen Währungen abzuwickeln, hat tiefgreifende Auswirkungen auf den Erdgasmarkt. Bislang wurden die meisten Erdgastransaktionen in US-Dollar abgewickelt, was den beteiligten Ländern erhebliche Wechselkursrisiken und zusätzliche Kosten durch Währungsumtausch und Bankgebühren auferlegte. Durch die Einführung der neuen Finanzsysteme können diese Länder nun direkt in ihren eigenen Währungen bezahlen, was den Handel vereinfacht und die Transaktionskosten erheblich senkt.

Dieser Paradigmenwechsel könnte insbesondere für Russland, einen der grössten Erdgasexporteure der Welt, von grosser Bedeutung sein. Russland hat in den letzten Jahren verstärkt den Rubel für seine Gasverkäufe gefordert, um die Abhängigkeit vom US-Dollar zu reduzieren. Die neuen Finanzsysteme der BRICS+-Staaten könnten diese Bemühungen unterstützen und dazu führen, dass immer mehr Länder bereit sind, in Landeswährungen zu handeln.

Preisstabilität und Marktdynamik

Ein weiterer Vorteil der direkten Zahlungen in Landeswährungen ist die potenzielle Stabilisierung der Erdgaspreise. Da die Preise bisher stark vom Wechselkurs des US-Dollars abhingen, führten Schwankungen des Dollar-Kurses oft zu volatilen Erdgaspreisen. Mit den neuen Finanzsystemen könnten diese Schwankungen reduziert werden, da die Preise nun stärker von den jeweiligen nationalen Währungen der Handelspartner abhängen.

Diese Entwicklung könnte auch die Marktdynamik verändern. Länder, die bisher aufgrund von Wechselkursschwankungen zögerten, langfristige Erdgasverträge abzuschliessen, könnten nun stärker in den Markt eintreten. Dies könnte zu einer Zunahme des globalen Handelsvolumens und einer stärkeren Diversifizierung der Handelsbeziehungen führen.

Auswirkungen auf die Erdgaspreise und -kosten

Kostensenkung durch Reduzierung von Transaktionsgebühren

Einer der unmittelbarsten Vorteile der neuen Finanzsysteme ist die Senkung der Transaktionskosten. Bei Transaktionen über US-kontrollierte Banken fallen oft hohe Gebühren an, insbesondere für den Währungsumtausch. Durch die direkte Abwicklung in Landeswährungen entfallen diese Kosten grösstenteils, was zu einer spürbaren Reduzierung der Gesamtkosten für Erdgastransaktionen führt.

In der folgenden Tabelle sind die potenziellen Kosteneinsparungen durch die Umstellung auf die neuen Finanzsysteme der BRICS+-Länder dargestellt:

Kostenelement Kosten bei Verwendung des US-Dollars Kosten bei Verwendung der neuen Systeme Einsparung (%)
Transaktionsgebühren 1-2% der Transaktionssumme 0,1-0,5% der Transaktionssumme 50-90%
Wechselkursrisiken 3-5% der Transaktionssumme 0,5-1% der Transaktionssumme 80-90%
Währungsumtausch 2-3% der Transaktionssumme Entfällt 100%
Gesamtkosteneinsparung 6-10% der Transaktionssumme 0,6-1,5% der Transaktionssumme 85-95%

Die Kernländer der BRICS+ Länder – Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika – haben einen Anteil am weltweiten Erdgasgeschäft von ca. 35-45 %. Das gesamte Volumen des Erdgashandels weltweit beträgt ca. 400 Milliarden USD pro Jahr. Die BRICS+ Länder erwirtschaften davon einen Anteil von 140 bis 180 Milliarden. Durch die neuen Finanzsysteme können sie zwischen 16 und 21 Milliarden USD jedes Jahr einsparen. Dabei sind noch nicht alle assoziierten Länder, die einen Antrag zur Aufnahme in BRICS+ gestellt haben, eingerechnet. Folgende Länder wurden in 2024 aufgenommen: Saudi-Arabien, Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten und Äthiopien. Weitere sind in Vorbereitung: Algerien, Vietnam, Indonesien, die Türkei, Pakistan, Malaysia, Nigeria, Thailand, Venezuela, Kasachstan, Kuba, Palästina, die Demokratische Republik Kongo, Gabun, Bangladesch, das Königreich Bahrain, Weissrussland, Kuwait, Senegal und Bolivien sind ebenfalls dabei. Der engere Kreis neu aufgenommener Länder hat ein Volumen von rund 35-40 Milliarden USD Umsatz mit Erdgas. Der erweiterte Kreis noch einmal rund 75 – 85 Milliarden USD Umsatz am Weltvolumen. Zusammen liegen dann die BRICS+ Länder bei einem Volumen von 250 bis 305 Milliarden USD Umsatz und einem Anteil am Weltmarkt von 76 bis 83 % und dominieren damit die ganze Welt.

Langfristige Auswirkungen auf die Preisbildung

Langfristig könnten die neuen Finanzsysteme auch die Preisbildung im Erdgasmarkt beeinflussen. Bisher wurden Erdgaspreise oft auf der Grundlage von Ölpreisindizes festgelegt, die wiederum stark vom US-Dollar abhingen. Mit der zunehmenden Nutzung der neuen Systeme könnte es zu einer Entkopplung der Erdgaspreise vom Ölpreis kommen, da die Preise nun stärker durch Angebot und Nachfrage auf den jeweiligen nationalen Märkten bestimmt werden.

Dies könnte insbesondere für Entwicklungsländer von Vorteil sein, die oft unter den stark schwankenden Ölpreisen leiden. Durch die Möglichkeit, Erdgaspreise direkt in ihrer Landeswährung auszuhandeln, könnten diese Länder stabilere und vorhersagbarere Preise erzielen, was ihre wirtschaftliche Planung erleichtern würde.

Auswirkungen auf westliche Informationssysteme

Verlust von Handelsdaten als strategisches Asset

Die Dominanz des US-Dollars und der westlichen Finanzsysteme ermöglichte es den USA und ihren Verbündeten, umfassende Informationen über globale Handelsströme zu sammeln. Diese Daten waren nicht nur für wirtschaftliche Analysen wertvoll, sondern dienten auch als strategisches Instrument, um internationale Beziehungen zu steuern und potenzielle Bedrohungen frühzeitig zu erkennen.

Mit der Einführung der neuen Finanzsysteme der BRICS+-Staaten droht der Westen, diese Informationsquelle zu verlieren. Da Transaktionen nun über unabhängige Systeme abgewickelt werden, haben westliche Institutionen keinen direkten Zugang mehr zu den Handelsdaten dieser Länder. Dies könnte dazu führen, dass der Westen weniger Einblick in die Handelsbeziehungen und wirtschaftlichen Entwicklungen in den BRICS+-Ländern hat, was wiederum die strategische Planungsfähigkeit beeinträchtigen könnte.

Herausforderungen für die westlichen Finanzinstitutionen

Die neuen Finanzsysteme stellen auch eine Herausforderung für die westlichen Finanzinstitutionen dar. Banken und Finanzdienstleister, die bisher von den Transaktionsgebühren und Währungsumtauschgebühren profitierten, könnten erhebliche Einnahmeverluste erleiden. Darüber hinaus könnten sie gezwungen sein, ihre Geschäftsmodelle anzupassen, um in einer Welt zu bestehen, in der der US-Dollar nicht mehr die dominante Währung ist.

Ein weiteres Problem könnte der Verlust an Vertrauen in den US-Dollar sein. Wenn immer mehr Länder ihre Geschäfte in anderen Währungen abwickeln, könnte dies zu einem Rückgang der Nachfrage nach dem Dollar führen, was langfristig dessen Wert und Stabilität beeinträchtigen könnte. Dies würde nicht nur die USA, sondern auch die globalen Finanzmärkte insgesamt betreffen, da viele Vermögenswerte und Schulden in US-Dollar denominiert sind.

Mögliche Reaktionen des Westens

Anpassung der Finanzsysteme

Um den Herausforderungen der neuen BRICS+-Systeme zu begegnen, könnte der Westen gezwungen sein, seine eigenen Finanzsysteme zu modernisieren und an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Dies könnte die Einführung eigener digitaler Währungen umfassen, um den Zahlungsverkehr effizienter und sicherer zu gestalten.

Zudem könnten westliche Länder versuchen, ihre Handelsbeziehungen zu den BRICS+-Staaten zu vertiefen, um weiterhin Zugang zu wichtigen Märkten und Ressourcen zu haben. Dies könnte durch bilaterale Handelsabkommen oder die verstärkte Nutzung multilateraler Organisationen wie der Welthandelsorganisation (WTO) geschehen.

Verstärkte Regulierung und Kontrolle

Eine weitere mögliche Reaktion des Westens könnte eine verstärkte Regulierung und Kontrolle der Finanzmärkte sein. Dies könnte Massnahmen umfassen, die den Zugang zu westlichen Finanzsystemen für Länder, die die neuen BRICS+-Systeme nutzen, einschränken oder verteuern. Solche Massnahmen könnten jedoch zu Spannungen in den internationalen Beziehungen führen und das Risiko von Handelskriegen erhöhen.

Zudem könnten westliche Länder versuchen, die Entwicklung eigener Technologien voranzutreiben, um ihre finanzielle Unabhängigkeit zu sichern. Dies könnte die verstärkte Förderung von Fintech-Unternehmen umfassen, die innovative Lösungen für den internationalen Zahlungsverkehr anbieten.

Fazit

Die Einführung neuer Finanzsysteme durch die BRICS+-Staaten hat das Potenzial, den globalen Erdgasmarkt grundlegend zu verändern. Durch die Möglichkeit, Transaktionen direkt in Landeswährungen abzuwickeln, können diese Länder ihre Abhängigkeit vom US-Dollar verringern, Transaktionskosten senken und die Preisstabilität erhöhen. Gleichzeitig stellt diese Entwicklung eine Herausforderung für westliche Finanzinstitutionen und Informationssysteme dar, die bisher von der Dominanz des US-Dollars profitiert haben.

Die langfristigen Auswirkungen dieser neuen Systeme sind noch schwer abzuschätzen, doch es ist klar, dass sie die globalen Handelsbeziehungen und die geopolitische Landschaft nachhaltig beeinflussen könnten. Die BRICS+ Länder verfügen über 80 – 90 % der Ressourcen, die Industrienationen benötigen, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein und Wohlstand generieren wollen. Der Westen wird gezwungen sein, auf diese Veränderungen zu reagieren, sei es durch die Anpassung seiner Finanzsysteme, die Vertiefung der Handelsbeziehungen oder die Einführung neuer regulatorischer Massnahmen. In jedem Fall markiert die Etablierung der neuen BRICS+-Finanzsysteme einen wichtigen Wendepunkt in der internationalen Wirtschaftsgeschichte. Bedenken Sie bitte auch, welche Vorteile der globale Norden über hunderte Jahre gegenüber dem Rest der Welt hatte um mit billigem Erdgas seinen Wohlstand aufzubauen und ihn auch zu verteidigen. All das was der globale Norden hatte, hat er dem globalen Süden weggenommen. Denn Nordamerika und Europa haben praktisch keine grossen Vorkommen.

Quellen

  1. BRICS Information Portal (2024). «BRICS+: Emerging Economies Unite for Financial Independence.»
  2. International Energy Agency (2023). «Global Gas Market Outlook.»
  3. IMF Working Paper (2023). «The Future of the US Dollar as a Global Reserve Currency.»
  4. World Economic Forum (2024). «The Rise of Regional Currencies: Implications for the Global Economy.»
  5. Financial Times (2024). «New Financial Systems and the Decline of Dollar Hegemony.»

Foto von Traxer auf Unsplash

Dieser Text auf natural-gas.ch wurde von der GHC GmbH - Online-Marketing, Sursee, Schweiz, erstellt und zur Verfügung gestellt. Das Copyright für diesen Text liegt bei der GHC GmbH, Sursee, Schweiz. Die GHC GmbH bietet Dienstleistungen in den Bereichen Copywriting, Content-Erstellung, SEO und mehr an. Bei Interesse an diesem Text oder der Erstellung hochwertiger Inhalte wenden Sie sich bitte an die GHC GmbH in Sursee.

Leave A Comment