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Erdgasvorkommen in Deutschland: Nutzung und Wirtschaftlichkeit


Deutschland ist bekannt für seine hohen industriellen Standards und seine zentrale Rolle in der europäischen Energieversorgung. Trotz seiner Abhängigkeit von Erdgasimporten besitzt Deutschland auch eigene Erdgasvorkommen, die einen Teil des nationalen Bedarfs decken. In diesem Artikel werden wir die Vorkommen an Erdgas in Deutschland, ihre Nutzung, wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit sowie die vorhandenen Erdgasspeicher und ihre Kapazitäten untersuchen.

Erdgasvorkommen in Deutschland

Deutschland verfügt über mehrere Erdgasvorkommen, die vor allem in Norddeutschland konzentriert sind. Diese Vorkommen werden seit Jahrzehnten gefördert, und sie haben eine bedeutende Rolle bei der Energieversorgung des Landes gespielt.

Hauptvorkommen

Die wichtigsten Erdgasfelder in Deutschland liegen in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Die bedeutendsten Lagerstätten befinden sich in den Regionen Groningen und Lingen im Nordwesten des Landes sowie im Bereich der Lüneburger Heide. Diese Lagerstätten werden von verschiedenen Unternehmen, darunter auch internationale Konzerne, ausgebeutet.

Fördermethoden und Technologien

Die Erdgasförderung in Deutschland erfolgt sowohl durch konventionelle als auch durch unkonventionelle Methoden. Konventionelle Förderungstechniken umfassen das Bohren von Vertikalbohrungen in Erdgasreservoirs, während unkonventionelle Methoden wie Fracking (hydraulisches Brechen) in weniger zugänglichen Schiefergasvorkommen zum Einsatz kommen. Die konventionellen Vorkommen sind grösstenteils erschöpft oder im Rückgang begriffen, weshalb die Bedeutung unkonventioneller Fördermethoden in den letzten Jahren zugenommen hat.

Fördermengen und Wirtschaftlichkeit

Die Förderung von Erdgas in Deutschland erreichte in den 1970er und 1980er Jahren ihren Höhepunkt, ist jedoch seitdem kontinuierlich zurückgegangen. Im Jahr 2022 betrug die Erdgasförderung in Deutschland etwa 5 Milliarden Kubikmeter (m³), was einem Rückgang von etwa 20 % gegenüber dem Vorjahr entsprach. Der nationale Bedarf an Erdgas liegt jedoch bei etwa 90 bis 95 Milliarden m³ jährlich, was bedeutet, dass Deutschland fast 95 % seines Erdgasbedarfs importieren muss.

Die Wirtschaftlichkeit der Erdgasförderung in Deutschland hängt stark von den Marktpreisen für Erdgas sowie von den Förderkosten ab. Während die Förderung aus konventionellen Vorkommen relativ kostengünstig ist, sind die Kosten für unkonventionelle Methoden wie Fracking deutlich höher. Der Wettbewerb auf dem internationalen Erdgasmarkt, insbesondere durch günstige Importe aus Ländern wie Russland und Norwegen, macht es schwierig, die heimische Produktion wirtschaftlich zu betreiben.

Erdgasspeicher in Deutschland: Kapazitäten und Nutzung

Erdgasspeicher spielen eine zentrale Rolle bei der Sicherstellung der Energieversorgung in Deutschland. Sie ermöglichen es, Erdgas für Zeiten mit hohem Bedarf zu speichern und so eine kontinuierliche Versorgung zu gewährleisten.

Arten von Erdgasspeichern

In Deutschland gibt es hauptsächlich zwei Arten von Erdgasspeichern:

  1. Porenspeicher: Diese Speicher nutzen natürliche, poröse Gesteinsformationen, die ursprünglich Erdgas oder Erdöl enthielten. Sie werden vor allem in Norddeutschland verwendet und haben eine hohe Speicherkapazität.
  2. Kavernenspeicher: Diese Speicher werden in ausgewaschenen Salzstöcken angelegt und bieten aufgrund ihrer Dichtheit und Stabilität ideale Bedingungen für die Speicherung von Erdgas. Kavernenspeicher sind besonders in den Regionen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen verbreitet.

Kapazitäten und Füllstände

Die Gesamtspeicherkapazität Deutschlands für Erdgas beträgt etwa 24 Milliarden m³. Diese Kapazität ist auf verschiedene Speicherstandorte im ganzen Land verteilt, wobei die grössten Speicher in Niedersachsen, Bayern und Hessen zu finden sind. Im Jahr 2023 lag der durchschnittliche Füllstand der deutschen Erdgasspeicher bei etwa 80 % ihrer Gesamtkapazität, was etwa 19 Milliarden m³ entspricht.

Tabelle: Übersicht der Erdgasspeicher in Deutschland

Speicherstandort Speichertyp Kapazität (in Mrd. m³) Durchschnittlicher Füllstand (%) Füllstand (in Mrd. m³)
Niedersachsen Kavernenspeicher 10,5 85 8,925
Bayern Porenspeicher 5,2 75 3,9
Hessen Kavernenspeicher 3,5 80 2,8
Nordrhein-Westfalen Porenspeicher 2,8 70 1,96
Schleswig-Holstein Kavernenspeicher 2,0 85 1,7
Mecklenburg-Vorpommern Porenspeicher 1,0 75 0,75

Nutzung und Versorgungssicherheit

Die deutschen Erdgasspeicher sind entscheidend für die Versorgungssicherheit, insbesondere in den Wintermonaten, wenn der Erdgasverbrauch aufgrund der Heizungen stark ansteigt. Die gespeicherte Menge von 19 Milliarden m³ reicht aus, um den durchschnittlichen Erdgasbedarf Deutschlands für etwa zwei Monate zu decken. Dabei ist zu beachten, dass die Füllstände der Speicher saisonalen Schwankungen unterliegen, da sie in den Sommermonaten, wenn der Verbrauch niedriger ist, aufgefüllt werden und in den Wintermonaten sukzessive entleert werden.

Wirtschaftliche Aspekte der Erdgaslagerung

Die Lagerung von Erdgas in Deutschland ist mit erheblichen Kosten verbunden. Diese Kosten setzen sich aus mehreren Komponenten zusammen, darunter die Bau- und Instandhaltungskosten der Speicheranlagen, die Kosten für das Ein- und Ausspeichern von Gas sowie die laufenden Betriebskosten.

Kosten der Lagerung

Die durchschnittlichen Kosten für die Lagerung von Erdgas in Deutschland belaufen sich auf etwa 1 bis 3 Cent pro Kubikmeter und Tag. Die genauen Kosten variieren je nach Speichertyp und Standort. Kavernenspeicher, die eine höhere Flexibilität und schnellere Entnahmezeiten bieten, sind in der Regel teurer im Betrieb als Porenspeicher. Hinzu kommen Kosten für die Wartung und technische Überwachung der Speicheranlagen, um die Sicherheit und Effizienz zu gewährleisten.

Wirtschaftliche Bedeutung der Erdgaslagerung

Die wirtschaftliche Bedeutung der Erdgaslagerung in Deutschland ist erheblich. Die Speicher dienen nicht nur zur Sicherstellung der nationalen Energieversorgung, sondern sie sind auch ein wichtiger Bestandteil des europäischen Energiemarktes. Deutschland exportiert Erdgas aus seinen Speichern in andere europäische Länder, insbesondere in Krisenzeiten oder bei hoher Nachfrage. Dies stärkt die Position Deutschlands als Energie-Hub in Europa und trägt zur Stabilität der Energiepreise auf dem Kontinent bei.

Herausforderungen und Zukunftsaussichten

Die Zukunft der Erdgasförderung und -speicherung in Deutschland steht vor mehreren Herausforderungen, die sowohl wirtschaftlicher als auch technischer Natur sind.

Abhängigkeit von Importen

Die hohe Abhängigkeit Deutschlands von Erdgasimporten stellt eine erhebliche Herausforderung dar. Geopolitische Spannungen, insbesondere in den Ländern, die Deutschland mit Erdgas versorgen, können die Versorgungssicherheit gefährden. Um diese Abhängigkeit zu reduzieren, hat die Bundesregierung Pläne zur Diversifizierung der Energiequellen und zur Förderung erneuerbarer Energien vorangetrieben. Dennoch bleibt Erdgas für die kommenden Jahrzehnte ein wichtiger Bestandteil des deutschen Energiemixes.

Technologische Innovationen

Die Entwicklung neuer Technologien zur effizienteren Förderung und Speicherung von Erdgas könnte die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Produktion verbessern. Besonders im Bereich der unkonventionellen Fördermethoden gibt es Potenzial für Innovationen, die die Kosten senken und die Umweltauswirkungen minimieren könnten.

Umweltaspekte und gesellschaftliche Akzeptanz

Die Förderung und Speicherung von Erdgas steht zunehmend in der Kritik, vorwiegend im Hinblick auf Umweltauswirkungen und den Beitrag zu den Treibhausgasemissionen. Die Nutzung von Fracking in Deutschland ist beispielsweise stark umstritten, und es gibt strenge Regulierungen, die den Einsatz dieser Technologie einschränken. Auch die Lagerung von Erdgas in unterirdischen Speichern ist nicht ohne Risiken, insbesondere im Hinblick auf mögliche Leckagen und die langfristige Stabilität der Speicher.

Fazit

Die Erdgasvorkommen in Deutschland spielen trotz ihres rückläufigen Beitrags zur nationalen Energieversorgung nach wie vor eine wichtige Rolle. Die wirtschaftliche Nutzung dieser Vorkommen ist jedoch durch hohe Förderkosten und den Wettbewerb auf dem internationalen Markt eingeschränkt. Erdgasspeicher sind unverzichtbar für die Sicherstellung der Versorgungssicherheit, vornehmlich in Zeiten hoher Nachfrage. Die Kosten der Lagerung sind signifikant, aber notwendig, um die Energiesicherheit in Deutschland und Europa zu gewährleisten.

Zukünftig wird die Bedeutung von Erdgas in Deutschland im Kontext der Energiewende und der verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien neu bewertet werden müssen. Dennoch bleibt Erdgas ein zentraler Baustein der Energieversorgung, zumindest in den kommenden Jahrzehnten.

Quellen

  1. Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) – Erdgasförderung in Deutschland 2022.
  2. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) – Erdgasspeicher in Deutschland: Kapazitäten und Nutzung 2023.
  3. Deutsche Energie-Agentur (dena) – Zukunft der Erdgasversorgung in Deutschland, 2023.
  4. Energie-Fachagentur (EFA) – Kosten und Wirtschaftlichkeit der Erdgaslagerung, 2022.
  5. Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE) – Technologische Entwicklungen bei der Erdgasförderung und -speicherung, 2023.
  6. Umweltbundesamt (UBA) – Umweltaspekte der Erdgasförderung und -lagerung in Deutschland, 2022.

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