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Die Auswirkungen des Gaza-Krieges auf die Energiesicherheit im östlichen Mittelmeerraum


Der Gaza-Krieg hat das Potenzial, die ohnehin fragile Energiesicherheit im östlichen Mittelmeerraum erheblich zu beeinträchtigen. In den letzten Jahren boten die Gasentdeckungen in der Region vielversprechende Perspektiven für die Energieunabhängigkeit und wirtschaftliche Entwicklung. Israel verzeichnete bedeutende Fortschritte bei der Steigerung seiner Gasproduktion, und regionale Kooperationen wie jene zwischen Israel und Ägypten wurden gestärkt. Doch mit dem Ausbruch des Krieges zwischen Israel und der Hamas sind viele dieser Entwicklungen gefährdet. Der Konflikt hat bereits messbare Auswirkungen auf den Energiesektor einiger Länder gezeigt, und die Risiken einer weiteren Eskalation könnten die Lage noch verschärfen.

Vor dem Krieg: Chancen und Kooperationen

Vor dem Ausbruch des Gaza-Krieges schienen die Energieressourcen des östlichen Mittelmeerraums auf dem Weg zu einer stabilen und kooperativen Entwicklung. Die Region ist reich an Erdgasvorkommen, die in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus gerückt sind. Israel, das durch die Erschliessung von Offshore-Gasfeldern wie Tamar und Leviathan eine bemerkenswerte Steigerung seiner Gasproduktion verzeichnete, spielte dabei eine zentrale Rolle.

Im Jahr 2020 lag die israelische Gasproduktion noch bei 16,11 Milliarden Kubikmetern (bcm), stieg aber bis 2022 auf 21,92 bcm an. Dieser Anstieg ermöglichte es Israel, seine Energieexporte insbesondere nach Ägypten und Jordanien auszuweiten. Ägypten, das mit wachsendem Inlandsverbrauch und rückläufiger Produktion zu kämpfen hatte, wurde zunehmend auf israelisches Gas angewiesen, um seine Stromversorgung sicherzustellen und seine LNG-Exporte aufrechtzuerhalten.

Die Auswirkungen des Gaza-Krieges auf Israel

Mit dem Beginn der Feindseligkeiten zwischen Israel und der Hamas gerieten diese positiven Entwicklungen jedoch ins Wanken. Bereits zwei Tage nach dem überraschenden Angriff der Hamas stellte Israel die Produktion im Tamar-Gasfeld ein, dem zweitgrössten Gasfeld des Landes. Diese Entscheidung wurde aus Sicherheitsgründen getroffen, da das Gasfeld im Osten der von Raketenangriffen betroffenen Region liegt. Dies führte zu Unsicherheiten bezüglich der Gasexporte nach Ägypten und könnte die Energieversorgung in der Region empfindlich stören.

Darüber hinaus wurde der israelische Ölhafen Ashkelon für Schiffe gesperrt, was die Ölimporte des Landes erheblich beeinträchtigte. Im September 2023 wurden 179.000 Barrel Rohöl pro Tag über Ashkelon importiert, was die Bedeutung des Hafens unterstreicht. Durch die Schliessung mussten einige Öltransporte über den Hafen von Eilat im Roten Meer umgeleitet werden, was zu längeren Transportwegen und höheren Kosten führte.

Israel gas infrastructure
Israel gas infrastructure

Die Krise in Ägypten: Ein verschärftes Dilemma

Ägypten steht vor einer doppelten Herausforderung. Einerseits hat das Land seine eigenen Produktionsrückgänge im Energiesektor zu bewältigen, andererseits ist es stark auf israelische Gasimporte angewiesen, um die Stromversorgung aufrechtzuerhalten. Die Stromerzeugung in Ägypten hängt zu etwa 75 % von gasbefeuerten Kraftwerken ab, und ein erheblicher Teil des Gases wird aus Israel importiert. Im Jahr 2022 stiegen die Gasexporte Israels nach Ägypten auf 5,81 bcm, gegenüber 4,23 bcm im Jahr 2021.

Doch der Gaza-Krieg hat diese Lieferungen unterbrochen. Am 29. Oktober 2023 kündigte Ägypten an, dass die Gasflüsse aus Israel zum Stillstand gekommen seien, was die Fähigkeit des Landes, seine LNG-Exporte aufrechtzuerhalten, weiter gefährdet. Dies ist ein erheblicher Rückschlag, da Ägypten in den letzten Jahren versucht hat, sich als Energiehub im östlichen Mittelmeerraum zu etablieren. Durch den Krieg und die Unsicherheiten im Energiesektor könnten diese Pläne nun vorerst auf Eis gelegt werden.

Die Bedeutung der Gasexporte für Israel und die Region

Israel hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte bei der Erschliessung seiner Gasreserven gemacht. Das Leviathan-Gasfeld, das im Jahr 2020 in Betrieb genommen wurde, verfügt über Reserven von 23 Billionen Kubikfuß (tcf) und ist das grösste Gasfeld des Landes. Zusammen mit dem Tamar-Gasfeld (13 tcf), das seit 2013 produziert, konnte Israel seine Gasexporte erheblich steigern. Allein im ersten Halbjahr 2023 erzielte Israel mehr als 263 Millionen US-Dollar an Einnahmen aus Gasabgaben, ein Anstieg von 23 % gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Die Gasexporte Israels sind nicht nur von wirtschaftlicher Bedeutung, sondern auch ein geopolitisches Instrument. Die Europäische Union (EU) ist stark daran interessiert, ihre Abhängigkeit von russischem Gas zu reduzieren, insbesondere seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges im Jahr 2022. Die EU unterzeichnete daher im Juni 2022 ein Memorandum of Understanding mit Israel und Ägypten, um Gas über die ägyptischen LNG-Anlagen nach Europa zu exportieren. Dies könnte Israels Rolle als Energielieferant für Europa stärken, auch wenn die Menge des exportierten Gases im Vergleich zu den russischen Lieferungen relativ gering ist.

Die prekäre Lage im Libanon

Der Libanon, der seit 2020 in einer tiefen finanziellen und wirtschaftlichen Krise steckt, ist besonders anfällig für die Auswirkungen des Gaza-Krieges. Das Land ist stark auf Energieimporte angewiesen, insbesondere auf Diesel, um private Stromgeneratoren zu betreiben, da die staatlichen Stromversorger weitgehend unzuverlässig sind. Die wachsenden Spannungen zwischen Israel und der Hisbollah könnten die Energieversorgung des Libanon weiter destabilisieren.

Der Krieg im Jahr 2006 zeigte bereits, wie verwundbar die Infrastruktur des Landes ist. Damals bombardierte Israel die Ölspeichertanks des Jiyeh-Kraftwerks im Süden des Libanon, was zu einer schweren Umweltkatastrophe führte. Sollte sich der derzeitige Konflikt weiter ausweiten, könnten ähnliche Angriffe erneut verheerende Folgen für die Energieversorgung des Libanon haben.

Zukunftsperspektiven: Unsicherheit und Risiken

Der Krieg zwischen Israel und der Hamas verdeutlicht die erheblichen geopolitischen Risiken, denen die Energiewirtschaft im östlichen Mittelmeerraum ausgesetzt ist. Die Fortschritte der letzten Jahre könnten durch den Konflikt zurückgeworfen werden, und viele Projekte, insbesondere im Bereich der Gasproduktion und -exporte, stehen vor einer ungewissen Zukunft.

Während der Gaza-Krieg derzeit auf Israel und die Palästinensergebiete beschränkt ist, könnte eine Ausweitung des Konflikts auf andere Länder wie den Libanon oder Ägypten weitreichende Folgen für die gesamte Region haben. Dies würde nicht nur die Energiesicherheit gefährden, sondern auch die wirtschaftliche Stabilität der betroffenen Länder schwer erschüttern.

Schlussfolgerung

Die Energiesicherheit im östlichen Mittelmeerraum steht auf dem Spiel, wenn der Gaza-Krieg weiter eskaliert. Während die Region in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte bei der Erschliessung ihrer Gasressourcen und der Etablierung von Energiekooperationen gemacht hat, hat der Ausbruch des Konflikts die Verwundbarkeit dieser Entwicklungen offenbart. Sollten die Feindseligkeiten andauern oder sich sogar ausweiten, könnten die Energiepläne der betroffenen Länder für Jahre zurückgeworfen werden.

Trotz der Unsicherheiten bleibt die Hoffnung, dass diplomatische Bemühungen den Konflikt eindämmen und eine Rückkehr zur Stabilität ermöglichen könnten. Nur so können die vielversprechenden Perspektiven der Region im Energiebereich wieder aufgegriffen werden.

Tabelle: Gasexporte Israels nach Ägypten und Jordanien (2020-2022)

Jahr Gasexporte nach Ägypten (bcm) Gasexporte nach Jordanien (bcm)
2020 2,16 1,00
2021 4,23 1,15
2022 5,81 1,20

Quellen

  • Joint Organisations Data Initiative
  • Kpler Datenanalyse
  • Israelische Regierungsberichte
  • EU Memorandum of Understanding mit Israel und Ägypten (2022)
  • Nachrichtenberichte zu den Auswirkungen des Gaza-Krieges auf die Energieinfrastruktur

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